Sonntag, 2. August 2009

Thor Volume 1

Ich muß euch 'was gestehen:

Solange ich Comics lese, mochte ich Thor NIE!


Warum eigentlich nicht? Na weil mir diese ganzen dunklen, Metal-hörenden, Met selbst machenden und dann(anstelle von gutem Bier nach deutschem reinheitsgebot) trinkenden, nordische Mythololgie gut findenden(aber nur weil das zum Metal ja dazugehört) NIEMAND-LIEBT-MICH SPINNER(!), die sozial isoliert nur in ihrer kleinen Clique abhängen, auf den SACK gehen! Sollen DIE doch Thor lesen, verdammt!
[Ich hatte schon zwei so typen als Arbeitskollegen, die waren echt in Ordnung, solange man ihnen klar gemacht hat, dass ihre Welt nicht die Meine ist. Wollte das eben nur mal etwas überspitzt auf den Punkt gebracht haben]
Außerdem hatte ich, als Straczynski's Thor #1 gerade rauskam, und ich noch NULL Ahnung von Comics hatte, mir besagten Issue illegal im Netz durchgelesen und fand mich voll bestätigt, nordischen Gebrabbel im Weltall-nirgendswo...nein danke.

Wieso habe ich Thor Volume 1 also bestellt? Drei Worte: Eisner Award Nominees.
Und zwar Best Writer J.M. Straczynski und Best Penciller/Inker Team Oliver Coipel/Mark Morales. Zwei echt wichtige Kategorien. Außerdem hatte ich ja wie gesagt damals, als ich Issue #1 scheiße fand noch keine Ahnung.

Sieht die Art denn wirklich so gut aus? Ja! Ich stehe echt drauf, aber es ist noch etwas Geschmackssache. Coipel macht hier nicht den natürlichen Michelangelo/Neal Adams Comic, er malt breite Gesichter mit stark akzentuierten Kiefern, spitzen oder platten Nasen, sehr rundliche Bäuche, bei dickeren Figuren und eine, wenn man mich fragt, grandiose Thor-Platten-Mosaic-Rüstung. Comic-artig ikonisiert halt, ganz anders in meinem letzten Uncanny X-Men Review von Mike Choi. Ich möchte die beiden eigentlich nicht miteinander vergleichen, aber so großartig WOW wie Choi's Art wirkt, mit mehr Liebe bei der Sache ist wohl Oliver Coipel und das überträgt sich beim lesen.

Story? Es sind Single Issues[wobei der erste wirklich der aller schlechteste ist, aber irgendwie muß man unseren North God of Thunder ja wiederbeleben] mit ganz eigenen Stories und einer globalen Hintergrundstory in der Thor seine alten Götterfreunde nach und nach aus den gefängnissen menschlicher Seelen befreit. In New Orleans trifft er in Issue #3 beispielsweise nach einer nett anzusehenden Prügelei mit Iron Man, dem er vorwirft New Orleans nach der Umweltkatastrophe nicht geholfen zu haben und zu sehr damit beschäftigt gewesen zu sein, seine einstigen Freunde hinter Gitter zu bringen(politisch steht Thor also schonmal auf der korrekten Seite ;-) !!!), auf einen Mann, der Thor von seiner Brücke runter haben will und meint, dass seines Gleichen weg bleiben soll, weil sie, als sie wirklich gebraucht wurden und seine Frau ertrank, auch nicht da waren... und das obwohl Thor seinen Standpunkt gegenüber Iron Man ja gerade mehr als klar gemacht hatte. Thor erkennt dann in der geplagten Seele des Menschen die Anwesenheit einer bekümmerten, göttlichen Präsenz und schafft es dann, seinen alten Freund Heimdall, der in der Seele besagtes Menschen gefangen war, zu befreien.

Was ich aber WIRKLICH genial als Straczynskis Thor finde:
Er belebt Donald Blake wieder. Ursprünglich war Donald Blake, ein Arzt, die Secret Identity von Thor. Er ging an einem Stock und immer wenn er stark auf die Erde schlug machte es KRAKKKKKAAABOOOOOOM, es Blitzte auf ihn herab und er wurde zu Thor.
Das war so, bis irgend ein neunmalkluger Metal-freak von einem Thor writer(keine Ahnung, ob's stimmt, behaupte ich einfach so) beschloss, dass ein Gott keine Secret Identity braucht und sich lieber mit der Herumherrscherrei in Asgaard beschäftigen sollte.
Zum Glück schafft Straczynski das ganze ab und erweitert es sogar. Thor WOHNT quasi in Donald Blake und sein Geist spricht zu Blake... Blake und Thor sind quasi in ständigem Dialog, so ein bißchen wie bei Firestorm(DC, nicht Marvel).
Das gibt dem Charakter etwas menschlicheres. Hinzu kommt, dass Blake in eine Kleinstadt zieht und dort mit den liebevoll strangen Leuten langsam immer näher in Kontakt kommt(erinnert mich etwas an Twin Peaks).
Straczynski's Thor selbst ist so wie man ihn sich schon immer vorgestellt hat. Mit einem großen Herz für die Menschheit und der edelsten, shining Knight-Seele, die ein Gott nur haben kann.
Was gibt es sonst noch writerisch hinzuzufügen....*überleg*....
Höchstens noch, das mein Lieblings-issue Nummero Vier war, wo Blake den Ärzten ohne Grenzen in Afrika beitritt und Thor erst wie Gott für Ruhe sorgt, sich dann aber sehr Weise verhält... mehr möchte ich nicht verraten.
Wenn es hier bald noch mal zu einer längeren Storyline kommt und Straczynski sich noch etwas steigert, Coipel auf diesem Niveau bleibt, hat Thor sogar das Potenzial mein Lieblings-Marvel Held nach Cap zu werden(ich steh halt auf die Edlen Helden, so gut wie Daredevil und/oder Spider-man Stories auch finde, Lieblings Heros sind sie für mich nicht).



URTEIL:
Thor Volume 1
-
8.8

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